by Krey Architektur & haberland.ART
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Rheinische Post 02/2025

Von Regina Goldlücke

„Die Düsseldorfer Künstlerin Gabi Luigs

Einfach
machen

Die Düsseldorfer Künstlerin Gabi Luigs verblüfft und begeistert immer wieder durch ihre spartenübergreifenden Projekte. Ihre Basis ist ein altes Schwimmbad.

Manchmal staunt sie selbst darüber, wie sich bei ihr alles verzahnt. Wie ein Projekt dem anderen folgt, wie bereitwillig, ja begeistert ihre Ideen aufgegriffen werden. „Weil ich sparten- und medienübergreifend arbeite, ist es gar nicht so leicht zu erklären, was genau ich eigentlich mache“, sagt Gabi Luigs und bringt es dann doch auf einen Nenner: „Ich sehe mich als Kunst- und Kulturschaffende.“

Die Düsseldorferin steht im luftigen Foyer des Gebäudes Zollhof 11 im Medienhafen, jenem Ort, an dem sie in diesem Jahr noch eine Menge vorhat. Gabi Luigs ist Künstlerin und Kuratorin – und noch viel mehr. Ihr kreatives Potenzial lässt sie unerschrocken in Konzepte fließen, die alle möglichen Genres der Kunst umfassen: Licht, Bild, Sound, Installation. „Ich öffne gerne Türen und Räume für Perspektiven, vielleicht sogar Utopien“, sagt sie. Ihre Devise: einfach machen. Und weil sich das in einschlägigen Kreisen
herumgesprochen hat, heißt es nun immer öfter: „Gabi, mach mal.“ Im letzten Jahr habe sich sprunghaft viel verändert, erzählt sie, es kämen häufig Anfragen auf sie zu. Herausforderungen, die sie engagiert annimmt.

Pianisten spielen mitten im Schwimmbad
Ausstellung Rund um die „Nacht der Museen“ am 26. April beleben Daiki Kimoto und Hiroyuki Masuyama den Ausstellungsraum „the pool“. Zur Vernissage am 15. März und zur Finissage am 26. April zeigt Daiki Kimoto auf einer überdimensionalen Leinwand im Pool performativ eine bestimmte
Rakeltechnik. Interessierte Besucher können das Riesenbild mitgestalten.
Klaviermusik Während der laufenden Ausstellung finden am 28./29. März die „Piano Days“ statt. Auf einem Klavier mitten im Pool spielen Komponisten ihre Werke.

Ihr Hintergrund ist der vor drei Jahren gegründete Verein „the pool“, beheimatet in einem früheren Schwimmbad unter Tage. Heute ist es Schauplatz für Kunst, Musik, Kulturgespräche. „Wir hatten bisher schon 30 Ausstellungen und waren an sieben Festivals beteiligt“, listet sie auf. Zur Nacht der Museen werden dort zwei Japaner ausstellen. Als einzige Düsseldorfer Stätte beteiligt sich „the pool“ auch an den „Piano Days“ am 28./29. März. Eine weltweite Initiative für Komponisten und Pianisten, die traditionell am 88. Tag des Jahres stattfindet und damit die 88 Tasten am Klavier aufgreift.

Gabi Luigs hat voriges Jahr den Medienhafen als inspirierenden Rahmen für ihre Projekte entdeckt. Selbst Künstlerin, steckt sie dabei oft zurück, um anderen eine Bühne zu ermöglichen. Getreu ihrem Anspruch: „Ich möchte sichtbar und erlebbar machen, was ich für wertvoll erachte.“ Beim Netzwerken erweist sich ihr Studium für Kommunikationsdesign als nützlich, schon damals arbeitete sie mit Studenten der Kunstakademie und Produktdesignern zusammen und organisierte Ausstellungen in der geräumten Post am Hauptbahnhof.

Besonders am Herzen liegt ihr der Uecker-Platz gegenüber dem Zollhof. Aus ihrer Sicht war er zu lange arg vernachlässigt worden und des Künstlers nicht würdig. Also setzte sie Himmel und Hölle in Bewegung und schaltete städtische Ämter ein, damit sich das besserte. Günther Uecker war beglückt von dem Ergebnis, und sie wiederum fühlt sich beschenkt von den Begegnungen mit ihm. „Schon als Siebzehnjährige kam ich mit ihm in Berührung“, erzählt sie. „Mein Kunstlehrer unterhielt am Luisengymnasium ein kleines Fotolabor. Nachts schlich ich mit dem Stativ zur Lichtsäule auf dem Uecker-Platz und schoss mit Langzeitbelichtung und gekippter Kamera skelettartige Bilder. Und heute darf ich hier zu meiner großen Freude mit ihm sitzen. Ich bewundere sein reiches Schaffen, das auch mit 94 Jahren noch anhält.“ Eines Tages fiel Gabi Luigs das leer stehende Haus an der Kaistraße 16 ins Auge. Ihr erster Gedanke: Was könnte man daraus alles machen! Sie ließ nicht locker, bis sie Kontakt mit dem Hamburger Investor hatte und er einwilligte, die beiden weitläufigen Räume im Erdgeschoss mit Kunst zu füllen. „Die muss man mit 36 Fenstern zum Rhein erst einmal bespielen“, blickt sie zurück. „Ein Künstler bestrich die Fenster mit Pigmenten und Buttermilch, das ergab sensationelle Effekte, vor allem bei Dunkelheit.“ Ein anderer, Markus Kaiser, schuf einen Palmenwald und spielte in dieser Kulisse Cello. Das alles erregte Aufmerksamkeit bei den Flaneuren im Hafen. „Das war ein lebhaftes Treiben an den Sonntagen, so soll es sein“, sagt Gabi Luigs
zufrieden. „Kunst muss zugänglich gemacht werden, ohne Barrieren, und ohne dass man denkt, man blamiert sich.“

Inzwischen sind die oberen Etagen des Gebäudes vermietet, auch fürs Erdgeschoss melden sich neuerdings Interessenten. Optimistisch träumt Gabi Luigs davon, die attraktiven Säle am 2. Oktober, ihrem Geburtstag, erneut nutzen zu können. An konkreten Plänen und Mitstreitern mangelt es nicht. Sie berichtet von raumgreifenden Installationen mit riesigen Edelstahlplatten oder von einem Projektionskubus. „Ich sehe da einen großen Schatz“, sagt sie, „genau wie auf dem Uecker-Platz. Im Sommer wird das Hafenkunstkino wieder neu belebt, dabei wirkt sie ebenfalls mit. Gabi Luigs ist auch
ehrenamtlich unterwegs, arbeitet mit Geflüchteten, mit Menschen mit Behinderung. Sie ist Mitglied bei den Soroptimisten und engagiert sich gegen Gewalt an Frauen: „Diese Delikte nehmen leider zu, auch in Düsseldorf.“ Darauf macht das Frauennetzwerk zum Start der „Orange Days 2025“ am 25. November mit Ausstellungen und Aktionen aufmerksam.

Wird ihr das alles nicht mal zu viel? „Manchmal zerreißt es mich auch“, gibt sie zu. „Ich mache Dinge, die sonst kaum jemand in diesen Zusammenhängen fertigbringt.“ Und ja, sie sei stolz darauf, was sie als Einzelperson schon erreicht habe. „Ich bin jetzt seit 25 Jahren auf dem Weg. So zugänglich will ich auch weiterarbeiten“, bekräftigt sie. „Das ist die Vision, die mich antreibt.“

 

 

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Beaux Arts Magazine in the pool

Der Journalist Pierre Morio hat vor einiger Zeit Düsseldorf besucht. Er schreibt für das Beaux Arts Magazine, das größte Kunstmagazin in Frankreich.

Die Mai-Ausgabe beinhaltet ein Kunstreise-Special. Darin wird Düsseldorf als einzige deutsche Stadt vorgestellt.

Und in guter Gesellschaft ist auch the pool:

Une plongée dans le bouillon créatif de The Pool.
Niché dans une zone résidentielle, ce centre d’art s’est installé dans la piscine désafectée d’un immeuble des années 1960. L’ancien bassin et ses infrastructures, entièrement en sous-sol et éclairés par des puits de lumière sphériques, ofrent leurs espaces psychédéliques à des expositions d’art numérique ou des déilés de mode, mais aussi à la présentation des oeuvres de in d’année des étudiants de la Kunstakademie.“

Merci!

 

 

 

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Corriere della Sera

Die Journalistin Laura Ragazzola hat einen schönen Artikel über Orte der Kunst in Düsseldorf geschrieben, auch über the pool:

Düsseldorf will das neue Berlin sein

Bunker, Glasfabriken, Schwimmbäder: vom Verfall zur Wiedergeburt als kreative Zentren. Und sie verändern das Gesicht der Stadt

Laura Ragazzola

«Gebäude haben eine Seele. Und wie Menschen gilt: Je älter sie werden, desto mehr Geschichten haben sie zu erzählen. Es sind einzigartige, manchmal dramatische Ereignisse, die es verdienen, entdeckt und aufgewertet zu werden.“ Dies behauptet der deutsche Architekt und Unternehmer Andreas Knapp und spricht über den Eingriff am Bilkerbunker, einem monumentalen Bauwerk aus dem Zweiten Weltkrieg in seiner Heimatstadt Düsseldorf. Die sieben Stockwerke aus Stahlbeton, in denen während des Konflikts bis zu 2.000 Menschen Zuflucht fanden, beherbergen heute ein innovatives Kultur- und Kunstzentrum: Der Eintritt ist frei und junge Künstler können dort arbeiten und ihre Werke ausstellen.

Der Bilker Bunker ist nur eines von zahlreichen Leuchtturmprojekten, die das Gesicht der deutschen Stadt verändern. Ziel ist es, Gebäude in heruntergekommenen Randgebieten oder ehemaligen verlassenen Industriegebieten wiederzuverwenden, neu zu generieren und zu verbinden und sie in Wissens- und Experimentierräume zu verwandeln, die die künstlerische und kulturelle Szene der Stadt bereichern können. Die Architekten dieser Wiedergeburt sind Architekten (wie Knapp), Designer, Künstler und private Sammler, die, indem sie sich auch aus wirtschaftlicher Sicht engagieren, eine Entwicklung anregen, die die lokalen Gemeinschaften und die Gemeinde einbezieht.

Dies ist der Fall bei der Philara Collection, einer vielseitigen Privatsammlung zeitgenössischer Kunst, die nach einem Entwurf des deutschen Architekten Joachim Sieber in den Räumen einer stillgelegten Glasfabrik in Flingern, einem ehemaligen Arbeiterviertel, ein Zuhause fand. Eine Entscheidung, erklärt Sieber, die den Weg für weitere kulturelle und künstlerische Initiativen ebnete.

Das gleiche Schicksal ereilt eine Rahmenfabrik im Bezirk Oberkassel, die als Galerie für zeitgenössische Medienkunst mit der Privatsammlung von Julia Stoschek eine zweite Jugend erlebt. Der Umbau erregte internationale Aufmerksamkeit aufgrund der Nachhaltigkeit der gewählten Lösungen: „Die ikonische Industriefassade des Gebäudes blieb erhalten, aber im Inneren haben wir ein „zweites Zuhause“ geschaffen, in dem die Ausstellungsbereiche und Vorführräume untergebracht werden konnten“, erklärt Architektin Simona Malvezzi , Autor des Projekts und Mitbegründer des italienisch-deutschen Studios Kuehn-Malvezzi.

In Düsseldorf hat das Streben nach Wiederverwendung die Kreativität angeregt. Die Pool-Kunstgalerie zum Beispiel stellt überraschenderweise den Swimmingpool eines Appartmenthauses aus den 1960er-Jahren wieder her. Der Architekt Michael Krey beschloss zusammen mit den Künstlerinnen Heinke Haberland und Gabi Luigs, den Pool in einen „Ideenpool“ für das Viertel zu verwandeln. Wo früher Wasser war, gibt es jetzt Ausstellungen, Performances, Gespräche und Modenschauen. Der Eintritt ist frei.

Le Bureau, eine Mini-Galerie, die von einem Paar zeitgenössischer Kunstliebhaber, Lars Monshausen, Designer, und Silke Haars, Kommunikationsberaterin, eröffnet wurde, befindet sich ebenfalls an einem ungewöhnlichen Ort: dem in den 80er Jahren geschlossenen Büro einer Reederei nördlich von Düsseldorf. „Es war immer noch perfekt eingerichtet, als wäre die Zeit stehen geblieben“, erinnert sich Monshausen. „Deshalb dachten wir darüber nach, es als Ausstellungsraum vorzuschlagen, in dem der Stil jener Jahre mit zeitgenössischen Werken in Dialog tritt.“ Die sich im Besprechungsraum, im Chefbüro und sogar im Badezimmer abwechseln.

Und wenn wir von der Berufung zur Wiederverwendung sprechen, dürfen wir die beiden außergewöhnlichen Kunsthallen nicht vergessen, die auf dem verlassenen Gelände eines ehemaligen NATO-Stützpunkts etwa zwanzig Kilometer von Düsseldorf entfernt errichtet wurden: die Langen Foundation, entworfen vom japanischen Architekten Tadao Ando (2004). und die Tomas Schütte Foundation (2019), vom gleichnamigen Künstler-Architekten. Kurz gesagt, die Entscheidung Düsseldorfs, Bausanierung und städtische Transformation mit der Entwicklung eines reichen und vielfältigen sowie offenen und integrativen künstlerischen und kulturellen Lebens zu verbinden, erweist sich als erfolgreich. Durch die hohe Zahl an zeitgenössischen Kunsträumen und ansässigen Künstlern verwandelt sich die Rheinhauptstadt in ein neues Berlin, in dem „Kunst überall ist, Kunst für alle da ist“, um einen seiner berühmtesten Söhne zu zitieren. Berühmt, der visionäre Maler und Bildhauer Joseph Beuys, der Schüler und später Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf war.“

the pool e.V ist ein gemeinütziger Verein

51°15’16.4″N 6°45’46.6″E
the pool befindet sich im ehemaligen Schwimmbad des Terrassenhauses Tersteegenstraße, das 1962 vom Düsseldorfer Architekten Paul Schneider von Esleben entworfen wurde.
Der Ausstellungsraum befindet sich etwas versteckt hinter dem Hochhaus, eingegraben in die Erde.
Der Eindruck, sich in einer idealen Parallelwelt zu befinden, die zwischen Piranesis Ruinen und futuristischer Raumstation changiert, möge Kreative aller künstlerischen Bereiche zu inspirierenden Veranstaltungen anregen.